ROLF DIETER BRINKMANN

»In der Zeit meiner Ausbildung als Photographin in Köln, Ende der 1960er Jahre, verdiente ich im ersten Lehrjahr kaum etwas. Es wäre viel zu kostspielig gewesen, Abzüge von all meinen Photos zu machen, da ich keine eigene Dunkelkammer hatte. So kamen die Negative in Ordner, sortiert nach „interessant“ oder mit Frage­zeichen versehen, was so viel wie „später bearbeiten“ bedeutete.

Aus „später bearbeiten“ (Dank an Uwe Gabriel!) sind Jahrzehnte geworden. Erst als ich 2018 meine Webseite erstellte, stieß ich wieder auf die Filme mit diesen Aufnahmen, die ich im Jahr 1969 von Brinkmann in seiner Wohnung gemacht hatte. Ich scannte sie ein und als ich dann auf dem Bildschirm die Photos von Brinkmanns Wohnung zum ersten Mal vor Augen hatte, wurde mir wieder gegenwärtig, wie umstandslos Brinkmann mir damals das Photographieren in seiner Wohnung gestattet hatte, und mit welcher Gelassenheit – wohl auch ein wenig amüsiert – er mir dabei zusah, wie ich, inspiriert von seiner ästhetischen Program­matik, meine Aufmerksamkeit Dingen zuwandte, die man für alltäglich­-trivial hält oder von denen man meint, sie als zu intim und eher peinlich übersehen zu müssen.«

Ulrike Pfeiffer

ROLF DIETER BRINKMANN

Friedrich Wolfram Heubach
Ulrike Pfeiffer
ROLF DIETER BRINKMANN
Engelbertstraße 65, vierter Stock Köln 1969
120 Seiten, broschiert
55 Fotos
erschienen im März 2020
ISBN 978-3-946875-05-5
€ 24,00