intermedium from one2two

Mit: Hans Platzgumer - Klaus Buhlert – Console / Thomas Meinecke - Philip Jeck – Sparks – Ammer / Console – DJ Spooky That Subliminal Kid – Jennifer Minetti – Daniel Kluge / Edouard Stork – Thomas Harlan – Kid 606 – Move D / Thomas Meinecke – Loopspool – Romuald Karmakar / Michael Farin / Kalle Laar / Georg Zeitblom – Chrislo – Hans Platzgumer / Ca Mi Tokujiro – Dead City Radio


Herbert Kapfer
intermedium: Netzwerk für Medienkunst
Die elektronischen Medien prägen mehr und mehr die Vorstellungen und Wirkungen von gegenwärtiger Kultur. Die kommerzielle und künstlerische Nutzung von Medientechnologien ist kaum mehr unterscheidbar. Neue technische Erfahrungen werden aus kommerziellen Aspekten entwickelt; hinter experimentellen und avantgardistischen Verfahren stecken wirtschaftliche Interessen. Intermedialität, die Vermischung von Formen und Verbindungen von Medien wird selbstverständliche künstlerische Praxis.

Medien sind fast allgegenwärtig. Die Auseinandersetzung mit Medienrealität ist ein elementares Thema der künstlerischen Arbeit im engeren Sinn. Deren Öffentlichkeit ist begrenzt. Der Info-und-Entertainment-Strom ignoriert künstlerische Fragestellungen und verweigert Reflexion. Es erzählt sich sozusagen alles von selbst.

Das genaue Gegenteil ist in und an den Künsten zu beobachten: hier erzählt sich nichts von selbst, stellt sich nichts von selbst dar, ohne in einem ästhetischen Prozess die Erzählweisen, die Formen der Darstellung sowie die Frage der Mittel und Medien spezifisch am Sujet bestimmt zu haben. Das rückwärtsorientierte Postulat, demzufolge »wieder erzählt« werden müsse, kann zurückgespiegelt werden: die Fülle experimenteller Erzähl- und Darstellungsweisen erfährt nur, wer sich selbst die dafür notwendige Offenheit gestattet und die Freiheit der Wahrnehmung nimmt. Nur so kann die Differenz zwischen Erzählen und Berechnen, zwischen Erzählfluss und Datenstrom, zwischen Information über und Erkenntnis für Menschen erfahren werden. Ein nicht-reflektierter Umgang mit Medien bedeutet mentales Abschalten.

Vom Begriff des Erzählens zur Entstehung der Initiative intermedium: Das oben erwähnte Phänomen der Künste-in-Bewegung-aufeinander-zu war in den 90er-Jahren auch im Genre Hörspiel festzustellen. Die Zunahme ästhetischer und medialer Mischformen aus Performances, Live-Sendungen, musiktheaterinspirierten Aufführungen, Remix-Projekten, online-Präsentationen und interaktiven Versuchen war auslösend für die Idee, ein Festival zu veranstalten. Dort sollten von den Sparten Hörspiel, Akustische Kunst, Klangkunst ausgehend intermediale Projekte zur Diskussion gestellt und ausgestrahlt werden. Die weitere Geschichte ist schnell erzählt: Im November 1999 initiierte der Bayerische Rundfunk das Medienkunstfestival intermedium 1, das in der Akademie der Künste in Berlin stattfand und mit zahlreichen Sendungen verbunden war. Partner waren die Hörspielabteilungen der ARD, DeutschlandRadio und das Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.

Die intermedium 1 brachte Intermediale Performance Audiolounge Gespräch Hörspiel Film. Die intermedium 2 präsentiert Hörspiel Diskurs Netzkunst Performance Installation VJ/DJ-ing im ZKM Karlsruhe, im Radio und online. Das Festivalthema: X oder 0: Identitäten im 21. Jahrhundert.

Um der Initiative intermedium perspektivisch die Möglichkeiten konzeptueller und medialer Offenheit zu erhalten und Erstarrung zu vermeiden, sollte das Festival an wechselnden Orten mit wechselnden Veranstaltungspartnern und Koproduzenten jedes Mal neu kreiert werden: Nach der intermedium 1 in Berlin und der intermedium 2 im ZKM in Karlsruhe soll München ein Zentrum für die intermedium 3 werden.

intermedium ist ein Netzwerk für Medienkunst. intermedium kombiniert Festivalveranstaltungen und Sendungen in den Medien Hörfunk und World Wide Web. intermedium ist organisatorisch beim Bayerischen Rundfunk angesiedelt und wird in Zusammenarbeit mit Kulturinstituten, Medienzentren, Bühnen und öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten realisiert.

intermedium ist interdisziplinär und versteht sich als Initiative aus dem Medium Hörfunk, um die künstlerische Kooperation mit anderen Medien und Künsten zu erproben; neben der Entwicklung und Präsentation künstlerischer Projekte beteiligt sich intermedium am technisch-künstlerischen und medien- bzw. kulturpolitischen Diskurs. Themen sind: Elektronik als Lebensstil, intermedialer Alltag, Cyber-Moderne, Medientotalität, Wechselwirkung zwischen Kunst und Medien, Popkultur, Industrie und Piraterie, Medienkonvergenz, Netzkunst und Kunst im Zeitalter der Globalisierung, Informationsgesellschaft.

Seit Januar 2000 veröffentlicht das Label intermedium records neue und historische Hörstücke und Soundtracks, die inhaltlich mit dem Festival oder mit dessen Thematik in Zusammenhang stehen. Der Sampler intermedium from one2two dokumentiert die CD-Veröffentlichungen des Labels im Zeitraum zwischen den Festivals intermedium 1 und intermedium 2.

CD 1
1 – Hans Platzgumer: Identitäten 2002 (9’36), original theme for intermedium 2, 2002; previously unreleased
2 – Klaus Buhlert: rule number one (2’10), voice: Barry McGovern from: »...the whole thing’s coming out of the dark« samuel beckett – words / sounds & moving images, BR / ORF / DLR / ZKM Karlsruhe; intermedium rec. 001
3 – Console / Thomas Meinecke: Welche Farbe hat Mariah Carey? (12’02), from: soundstories / materialmeeting, intermedium rec. 005
4 – Philip Jeck: Vinyl Coda IV (11’00), excerpt from: Vinyl Coda IV; intermedium rec. 008
5 – Klaus Buhlert: rule number two (1’06), voice: Barry McGovern from: »...the whole thing’s coming out of the dark« samuel beckett – words / sounds & moving images; intermedium rec. 001
6 – Sparks: Concerto in Koch Minor (3’45), from: Günther Koch revisited: Voll in den Mann; intermedium rec. 007
7 – Ammer / Console: Heimat und Technik_Das Heidegger Bootleg (19’20), from: Audiolounge, BR / HR / DLR; intermedium rec. 009
8 – Klaus Buhlert: rule number three (1’05), voice: Barry McGovern from: »...the whole thing’s coming out of the dark« samuel beckett – words / sounds & moving images; intermedium rec. 001
9 – DJ Spooky That Subliminal Kid: Gedanken Form Remix (12’13), from: walter ruttmann weekend remix; intermedium rec. 003
10 – Jennifer Minetti: Bericht über ein Tor, das keines war (2’54), from: Günther Koch revisited: Voll in den Mann; intermedium rec. 007

CD 2
1 – Daniel Kluge / Edouard Stork: the chance to begin again (0’47), original theme for intermedium 1, 1999; previously unreleased
2 – 5 – Thomas Harlan: Rosa – Die Akte Rosa Peham (12’56), voices: Manfred Zapatka, Bernd Moss, Karin Anselm, adaptation: Michael Farin / director: Bernhard Jugel, music: Helga Pogatschar, excerpt from: Rosa – Die Akte Rosa Peham, BR / WDR; intermedium rec. 011
6 – Philip Jeck: Vinyl Coda IV (5’23), excerpt from: Vinyl Coda IV; intermedium rec. 008
7 – Kid 606: word: speak (Amiri Baraka) (5’57), sound: papier reißen / tear paper, from: one word one sound; intermedium rec. 012
8 – Move D / Thomas Meinecke: Freud’s Baby (14’52), excerpt from: Tomboy / Freud’s Baby; intermedium rec. 004
9 – Loopspool: word: wohnzimmer (Kathrin Röggla) (7’44), sound: papier reiben / rub paper, from: one word one sound; intermedium rec. 012
10–11 – Romuald Karmakar / Michael Farin / Kalle Laar / Georg Zeitblom: Das Warheads-Oratorium (10’26), voices: Manfred Zapatka, Karl Penta, director: Bernhard Jugel / Romuald Karmakar, excerpt from: Das Warheads-Oratorium; intermedium rec. 006
12 – Chrislo: word: nacht (Albert Ostermaier) (5’34), sound: papier knüllen / screw up paper, from: one word one sound; intermedium rec. 012
13 – 17 – Hans Platzgumer / Ca Mi Tokujiro: Shonen A (12’33), voices: Ca Mi Tokujiro, Peter Veit, excerpt from: Shonen A; intermedium rec. 010
18 – Dead City Radio: Es geht los! (1’12), from: Günther Koch revisited: Voll in den Mann; intermedium rec. 007

www.intermedium-rec.com


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