»Séance Vocibus Avium« &
»Wísk niwáhsen wísk nikahseriiè:take kanien’kéha wa’katéweienste«
oder »Learning Mohawk in fifty-five minutes«

Mit: Claudia Urbschat-Mingues, Justus Köhnke, Annette Humpe, Frederik Schikowski, Frieder Butzmann, Hartmut Andryczuk, Max Müller, Nicholas Bussmann, Françoise Cactus, Brezel Göring, Khan, Namosh, Akwiratékha Martin, David Nathan und Wolfgang Müller.

»Séance Vocibus Avium«
Mit dem Verschwinden einer Vogelart verstummt auch deren Gesang. Seit 1600 sind schätzungsweise 150 Vogelarten ausgestorben. Neben den Überresten in naturkundlichen Sammlungen in Form von Bälgern, Skeletten und Eiern existieren auch eine Anzahl wissenschaftlicher Beschreibungen. Nur sehr wenige dieser beinhalten jedoch Angaben zur Stimme des Vogels. Wolfgang Müller bat befreundete Musiker, eine möglichst naturalistische Rekonstruktion des verstummten Vogelgesanges nach den existierenden wissenschaftlichen Angaben vorzunehmen. Die Vogelstimmen werden gestaltet von Justus Köhnke, Annette Humpe, Frederik Schikowski, Frieder Butzmann, Hartmut Andryczuk, Max Müller, Nicholas Bussmann, Françoise Cactus, Brezel Göring, Khan, Namosh und ihm selbst. Dafür lösen sie ihre Identität als Musiker und Künstler auf und verwandeln sich in einen bestimmten, ausgestorbenen Vogel, den sie nun durch dessen Gesang verkörpern. Wolfgang Müller analysiert in der Séance vocibus avium außerdem die Sprache der Wissenschaftler, Entdecker und Forscher, die den Vogel und seine Umgebung begreifbar und anschaulich machen wollten und wollen. Welche Sprache wird dabei eingesetzt, was klingt aus ihr? Welche Wörter werden verwendet, um die Gestalt und das Wesen des ausgestorbenen Vogels zu rekonstruieren? Bereits 1994 rekonstruierte Wolfgang Müller in Reykjavík für sein BR-Hörspiel Das Thrymlied die Lautäußerungen des ursprünglich in Europa heimischen und vollständig ausgerotteten nordatlantischen Riesenalks (alca impennis). Dessen Laute wurden 1844 von drei isländischen Seeleuten bei der Tötung der letzten Exemplare letztmalig vernommen und in einem Artikel des Wissenschaftlers Dr. Alfred Newton aus Cambridge in der Zeitschrift Ibis (1858) beschrieben.

»Wísk niwáhsen wísk nikahseriiè:take kanien’kéha wa’katéweienste« oder »Learning Mohawk in fifty-five minutes«
Im Jahr 2002 begegnet Wolfgang Müller in Reykjavík Akwiratékha Martin. Sie entdecken dabei ihre gemeinsame Faszination für Nico, alias Christa Paeffgen, der in Lübbenau an der Spree aufgewachsenen Sängerin der Velvet Underground. Akwiratékha besucht vier Jahre später Wolfgang Müller in Berlin-Kreuzberg. Zusammen radeln sie zu Nicos Grab – im Friedhof der Namenlosen in einer Waldlichtung an der Havel. Drei Jahre darauf verabreden sie sich bei Akwiratékha in Kahnwa:ke Mohawk Territory, einer Siedlung am Südufer des St. Lorenz-Stroms gegenüber Montreal. Akwiratékha erwirbt ein elektrisches Harmonium und übersetzt Nicos Song »I’ll be your mirror« auf Kanien’kéha – eine Sprache, die ca. zweitausend überwiegend ältere Menschen beherrschen. Und eine Sprache, die seit einigen Jahren wieder zunehmend jüngere Menschen erlernen. Die Selbstbezeichnung der Mohawk ist Kanien’kehá:ka. Die Sprache der Kanien’kehá:ka nennt sich Kanien’kéha. Mohawk sind also Kanien’kehá:ka, die Kanien’kéha sprechen. Die meisten Kanien’kehá:ka sprechen Englisch in einem französischsprachig dominierten Umfeld. Die deutsche Sprache heißt auf Kanien’kéha: Tehotinontsistokerón:te raotiwén:na, die Deutschen: Tehotinontsistokerón:te. Wolfgang Müller spielt mit kulturellen Phantasmen und spiegelt Vorurteile zurück ohne dabei die Mohawk Kultur als exotische Kultur vorzuführen. Er entlarvt Sprache als Herrschaftsinstrument. Learning Mohawk in fifty-five minutes; Wísk niwáhsen wísk nikahseriiè:take kanien’kéha wa’katéweienste; Mohawk lernen in 55 Minuten: Ein Audiokurs in vier Teilen. Der Unterricht wird zur Marter: 55

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»Séance Vocibus Avium«

Wolfgang Müller
»Séance Vocibus Avium«
& »Wísk niwáhsen wísk nikahseriiè:take kanien’kéha wa’katéweienste«
intermedium 48
112 Seiten, 2 CD-Box
erschienen im Juni 2012
ISBN 978-3-943157-48-2
€ 27,90