Die Haarmann-Prozesse

In der deutschen Kriminalgeschichte ist der Fall des Fritz Haarmann (1879–1925) ohne Beispiel: Zwischen September 1918 und Juni 1924 – in den Wirren der Nachkriegszeit und der Inflation – tötete er in Hannover mindestens 24 junge Männer, indem er ihnen im Liebesrausch die Halsschlagader durchbiß.

»Kaum jemals ist ein bedeutender Prozeß unfähiger, kleinlicher und törichter geführt worden.«
Theodor Lessing, der 1925 sein Buch Haarmann – Die Geschichte eines Werwolfs veröffentlichte, kritisierte das gegen Haarmann gefällte Todesurteil und problematisierte die Zurechnungsfähigkeit Haarmanns. Er glaubte, dass seine »Darstellung des Kriminalfalles älter werden würde als die Akten des Gerichts und in irgendwelchen denkenden und forschenden Köpfen zur Wiederaufnahme des Verfahrens führen« müsse.

Mit dem vorliegenden Buch – einer Fortführung des bereits erschienenen Bandes Die Haarmann-Protokolle – wird eine solche Wiederaufnahme versucht: Dabei wird nicht nur der Prozessverlauf chronologisch nachgezeichnet, sondern es wird zudem anhand seltener, vollständig abgedruckter Publikationen und Artikel aus den 1920er Jahren die zeitgenössische Diskussion nachvollziehbar gemacht. Der Prozess und seine Rezeption erweisen sich dabei als ein Zerrspiegel der zerfallenden Weimarer Republik.

Die Haarmann-Prozesse

Theodor Lessing
Michael Farin (Hg.)
Die Haarmann-Prozesse
3 zeitgenössische Publikationen sowie verstreute Artikel Theodor Lessings zu den Gerichtsverfahren gegen Fritz Haarmann und Hans Grans 1924–1926
684 Seiten, gebunden
22 Fotos/Abb.
erschienen im März 2020
ISBN 978-3-943157-98-7
€ 38,00