L’Âne mort ou la Femme guillotinée, der erste Roman von Jules Gabriel Janin (1804–1874), erschien erstmals 1829. Im Februar 1830 fügte Honoré de Balzac in der Zeitschrift Le Voleur den neunundzwanzig Kapiteln des Romans ein dreißigstes hinzu mit der Bemerkung: »Ein solcher Titel, Monsieur, und 29 Kapitel! ... Faulpelz! Wissen Sie denn nicht, daß die Zahl dreißig einen Zauber besitzt?«
»Das Herzstück und zugleich eine Verhöhnung der romantischen Literatur!«
Arsène Houssaye
»Das Jahrhundert fand Vergnügen am Kadaver, und das Beinhaus bereitete ihm ein innigeres Entzücken als das Boudoir.«
Théophile Gautier
Es gibt nur wenige Bücher wie dieses: ein »merkwürdiges Meisterstück« hat Arsène Houssaye es genannt. Und Mario Praz hat ihm in seinem epochalen Werk Liebe, Tod und Teufel – Die schwarze Romantik gar einige Seiten gewidmet. In Deutschland wurde Der tote Esel nur einmal 1830 aufgelegt. Seither nicht wieder. Dabei ist dieser Roman eine überdrehte, überaus lesenswerte Parodie auf den roman-charogne, auf den Kadaver-Roman, jede Art von Schrecken auf die Spitze treibend.
Leseprobe
Der Kerkermeister Ich habe gesehen, wie er seine Liebeserklärung machte. Zuerst lehnte er sich vorsichtig an die Tür, und derart angelehnt, hob er seine beiden schielenden Augen zu dem unglücklichen Mädchen, öffnete einen breiten Mund, dessen dicke Lippen kaum seine spitzen schwärzlichen Zähne eines alten Fuchses sehen ließen, sprach in einer unverständlichen Sprache zu ihr und machte ihr ein Zeichen, daß man ihr noch vor Ablauf von zwei Wochen den Hals durchschneiden würde; das Zeichen war gräßlich und sehr ausdrucksvoll; der Mann richtete sich auf seinen Beinen auf, hob seine schwere Hand hinter den Kopf, senkte seinen breiten Hals und tat so, als schlüge er zu; seine Brust gab ein dumpfes Geräusch von sich, der dem eines fallenden Messers ziemlich ähnelte ...