Die Jagd nach Corinna

»La Corinna!«

Eines der meistuntersuchten Geheimnisse der Musikgeschichte ist wohl jenes der Identität von Corinna. Drei Jahre oder länger war sie die Geliebte Giacomo Puccinis, und wäre vielleicht seine Ehefrau geworden, hätte er Ende Februar 1903 nicht jenen Autounfall gehabt, der ihn über Monate ans Bett fesselte. In dieser Zeit wurden er und Corinna sich fremd, Elvira Bonturi, seiner langjährigen Lebensgefährtin, gelang es, den Maestro wieder an sich zu binden. Im Januar 1904 heirateten die beiden.

Danach ist von Corinna nie mehr die Rede, bis Elvira, in einem Moment höchster Verzweiflung im März 1909 brieflich einige wenige Details über »jene Turiner Signorina« erwähnt. Deren Identität blieb dennoch ungelöst, was umso mehr verwundert, als sehr viele Menschen von jener Affäre wußten, Puccinis Freunde, seine Librettisten, seine Schwester Ramelde, sein Verleger, der Corinna als »Niedere Kreatur mit Hureninstinkten« bezeichnete. All diese Leute haben dichtgehalten, selbst nach dem Tod des Maestro 1924.

Seither ist Corinna Gegenstand vieler biographischer Nachforschungen gewesen. Tausende von Profis wie Amateuren haben das Geheimnis entschlüsseln wollen, alle sind sie gescheitert, und um das Jahr 1960 herum, zu einem Zeitpunkt, als Corinna vielleicht sogar noch hätte am Leben sein können, wurde das Problem zum Aporem erklärt – nie mehr, so hieß es mehrfach und übereinstimmend, würde sich die Wahrheit herausfinden lassen.


Weitere Bücher von Helmut Krausser
im belleville Verlag:

Die Jagd nach Corinna

Helmut Krausser
Die Jagd nach Corinna
Eine Puccini-Recherche
127 Seiten, broschiert
33 Abb.
erschienen 2008
ISBN 978-3-936298-84-0
€ 14,00