Gilles de Rais

Den »Picasso des Occulten« hat man Aleister Crowley (1875-1947) genannt, ihn als den »verruchtesten Mann des Jahrhunderts«, als »verderbtesten Mann der Welt« bezeichnet, hat ihn als Mystiker, Alchemisten und Propheten des Neuen Zeitalters gefeiert, als Schwarzmagier und Teufelsanbeter verdammt oder gar als Scharlatan abgetan.

Dies alles zu Recht, denn Aleister Crowley war all dies in einem: ein der Sexualität Verfallener, ein heroinsüchtiger Spinntisierer, ein sadistischer Zyniker, ein bisexueller Hippiepionier, zugleich aber auch ein großer Adept es Yoga, ein faszinierender Magier, ein aufwühlender Dichter und genialer Propagandist der eigenen Sache, oder wie er selbst es nannte: ein Ipsissimus.

Sein Leben ist ein einziges weltweites, wild-wirres Abenteuer, sein Drogenkonsum ist gewaltig, seine Ausschweifungen sind monströs, seine Liebschaften zahllos, seine Buchproduktion enorm, seine Wirkung kaum zu überschätzen: Somerset Maugham hat ihn in seinem Roman Der Magier porträtiert; der Filmemacher und Autor (Hollywood Babylon) Kenneth Anger hat sich von ihm zu LUCIFERS RISING (mit Marianne Faithful und Bobby Beausoleil) inspirieren lassen; ohne ihn gäbe es die geniale Platte »Holy Magick« von Graham Bond nicht; die Beatles haben ihn auf dem Cover des legendären »Sergeant Peppers« verewigt; Adam Ant, David Bowie, die Cuddly Toys, Iron Maiden etc. haben ihn gespiegelt; und sein Lebensmotto DO WHAT THOUGH WILT wurde von dem CREAM-Drummer Ginger Baker in alle Ohren getrommelt usw. usw.

Die Liste seiner Leser und/oder Adepten kennt kein Ende: Jimmy Page und LED ZEPPELIN, der Mick Jagger des SYMPATHY FOR THE DEVIL und der Musik zu Angers INVOCATION OF MY DEMON BROTHER, Genesis P.Orridge und seine Formationen THROBBING GRISTLE und PSYCHIC TV, der TEMPLE OF PSYCHIC YOUTH etc. etc., natürlich auch Charles Manson, Timothy Leary oder der SCIENTOLOGY-Gründer Ron Hubbard.

Aleister Crowley ist eine der großen Ikonen des Pop: Seine sexualmagischen Unterweisungen, die Berichte über seine Drogenexperimente, Texte und Bücher über die Gründungen seiner diversen Sekten (etwa des O.T.O. = Ordo Templi Orientis oder seiner Abtei THELEMA auf Sizilien) und sein kosmopolitsches Abenteuertum, seine pornographische Liebeslyrik, seine steten Bemühungen um das Wiederaufleben alter Kulte und Rituale, seine magischen Zeremonien und nicht zuletzt seine Auslegung des TAROT haben ihn zwei Jahrzehnte lang in die Räucherstäbchen-Verkaufsstellen aller Welt katapultiert. Aus einstigem so genannten Geheimwissen wurde Business, aus Büchern mit Kleinstauflagen Bestseller. Crowleys Devise des TU WAS DU WILLST – DO WHAT YOU LIKE, dieser Aufruf zum rückhaltlosen Experimentieren mit sich, dem eigenen Körper und dem der anderen wurde in Zeiten der »Sexuellen Revolution« zur Handlungsanleitung für einen vermeintlich selbstbestimmtes Leben.


Mit einem Interview, erschienen 1930 in The Oxford Mail, einem Essay von Hans Schmid und dem Hörspiel DO WHAT YOU LIKE – 17 Songs für Aleister Crowley von Farin/Zeitblom auf CD (eine Produktion des WDR 2007).

Gilles de Rais

Aleister Crowley
Gilles de Rais
The banned lecture
Zweisprachige Ausgabe
Aus dem Englischen von Michael Farin, Roland Hepp und Hans Schmid
80 Seiten, Gebunden
diverse Abb., mit CD
erschienen im August 2010
ISBN 978-3-936298-77-2
€ 29,80